
Von Hengameh Habib:
– BRUNSBÜTTEL – Mitte Februar waren die Bauarbeiten in den Brunsbütteler Stuben noch voll im Gange. Unternehmerin Nathalie Weitze, die Gaststätte gekauft hat, fürchtet jetzt um ihre Investition.
Den Restaurantsaal stellt Nathalie Weitze derzeit den Monteuren als Aufenthaltsraum zur Verfügung.
Die sechs Zimmer, die im oberen Stockwerk des Gebäudes existieren, hat die Hamburger bereits seit längerem renoviert und an Monteure vermietet. Da es nach wie vor einen Bedarf an Unterkünften in der Industriestadt gibt, will Weitze die Kegelbahn in sechs weitere Zimmer umwandeln. „Für maximal sechs Monate können die Räume dann ausschließlich von Firmenmitarbeitern gemietet werden.“ Dabei soll es nicht bleiben: Dem ehemaligen Restaurant will die Hamburgerin neues Leben einhauchen und es wieder in Betrieb nehmen. ,,Die Baubehörde hat mir signalisiert, dass es Probleme geben könnte, weil Unternehmen aus der Nachbarschaft meinen Plänen kritisch gegenüberstehen könnten“, sagt Weitze. Demnach könnten Weitze die nötige Konzession sowie die Genehmigung zum Bau der neuen Zimmer versagt werden. Nach den Worten der Hamburgerin wurde ihr mitgeteilt, dass ihre Pläne für die Unterkünfte als Neubau zu verstehen sind, obwohl das Gebäude bereits seit Jahren besteht.
Bürgermeister Stefan Mohrdieck (parteilos) bestätigt: „Das Gebäude wurde einst zum Zweck der Bewirtung und Unterkunft gebaut und hat die entsprechenden Genehmigung erhalten. Die Nutzungserlaubnis erlischt jedoch, wenn der Betrieb über so viele Jahre nicht stattgefunden hat.“ Entsprechend müssten neue Genehmigungen beantragt werden, diese werden dann auf Grundlage des heute existierenden Rechts geprüft. „Den Umbau der Kegelbahn müssen wir als Neubau bewerten, weil der Nutzungszweck geändert wird.“ Die auf der Südseite angesiedelten Unternehmen müssen Mohrdieck zufolge über das Vorhaben von Nathalie Weitze informiert werden: „Wir dürfen nicht einfach etwas gestatten, das die Produktion der Industrie einschränkt oder unmöglich macht, so sind nun mal die rechtlichen Vorgaben.“ Halte sich die Stadt nicht daran, könnten die Firmen Schadensersatzansprüche geltend machen. Laut Mohrdieck hat ein Unternehmen schriftliche Einwände gegen die gesamten Pläne, also Bau der Unterkünfte und Restaurantbetrieb, eingereicht. „Das können wir nicht ignorieren und müssen nun bewerten, ob die Einwände berechtigt sind.“ Im schlimmsten Fall werden die erforderlichen Genehmigungen nicht erfolgen.
Die Küche der Brunsbütteler Stuben ist nach Einschätzung von Nathalie Weitze in einem guten Zustand. „Die Geräte sind hochwertig und funktionieren. Wir müssen nur alles renovieren.“
Nathalie Weitze weiß um diese Gefahr und hat wenig Verständnis. Sie beruft sich auf ihren Kaufvertrag. „Die Stuben wurden als Hotel- und Gaststättenbetrieb angeboten. Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Wiederaufnahme des Betriebes ein Problem ist. Die Stadt Brunsbüttel macht es Investoren sehr schwer.“ Mohrdieck bedauert die Probleme vor allem, weil auf der Südseite Unterkünfte seitens der Industrie benötigt werden, aber: „Frau Weitze hätte sich vor dem Kauf der Immobilie informieren müssen, ob es irgendwelche Beschränkungen und Vorgaben gibt.“ Sie habe sich für das Gebäude entschieden, obwohl sie um die besonderen Herausforderungen auf der Südseite wusste. „Es gab bereits vorab an anderer Stelle Probleme bei Vorhaben, die wir aufgrund der geltenden Gesetze nicht genehmigen konnten.“
Nathalie Weitze will nicht untätig herumsitzen und sucht das Gespräch mit den Unternehmen in der direkten Nachbarschaft der Brunsbütteler Stuben. Ein Treffen habe es bereits gegeben. „Man stand meinen Plänen positiv gegenüber und bot mir an, mich dabei zu begleiten.“
Läuft sich die Sache fest, will Weitze notfalls juristisch vorgehen. „Das ist ein Schritt, den ich nicht anstrebe, weil ich nicht auf Konfrontationskurs mit der Stadt Brunsbüttel gehen möchte.” Sie hofft, dass letztlich eine Lösung gefunden wird.
Fotos: Habib
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